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Play Some Records

Eindeutig Sammler, nicht Djs. Play Some Records ist eine Crew von Musikliebhabern, die ihre Nadeln niemals vom Vinyl lassen. Aus den Plattenrillen trällert Reggae aus seinen frühen Stadien, Rockstady, Ska, Rock‘n‘Roll, Rhythm‘n‘Blues und Country. Nichts ist jünger als meine Eltern – mindestens 70er Jahre, angefangen bei den 30ern. Und sympathisch wirkt es erst recht, wenn sich Platten auf den Spielern drehen, auf deren Klebeetikett sich Bleistift-Handschriften um das Mittelloch kringeln. Rau und roh, wie die Studioaufnahmen, die man darauf hört. Denn Basti, Felix, Paul und Jörg schätzen ihr Vinyl besonders, wenn es original aus den jamaikanischen oder amerikanischen Studios lang verstrichener Jahrzehnte kommt. Jeder der vier hat seinen eigenen Stil, liebäugelt seine eigenen Genres.

20% Nischenerweiterung, 80% Liebe zur Musik

Treibstoff „Liebe“: Play Some Records fährt die gleichnamigen Sendung auf Radio F.R.E.I., dem Bürgerradio Erfurts, schmeißt Partys im Retronom, veröffentlicht Mixtapes. Anfang des Monats erschien zuletzt auf ihrer Webseite die zweite Edition des Mixtapes von Paul mit dem Künstlernamen „Papa Boom“. Zu hören sind ausschließlich Rockstady-Nummern aus den Jahren 1968/69.

„Im Grunde ist und war die ganze Sache eine Schnapsidee“, kichert Basti mit dem Künstlernamen „samGrier“. „Wir sind eigentlich nur ein paar Freunde, die zusammenkommen, um sich gegenseitig Platten vorzuspielen, nur, dass wir das eben auch im Radio übertragen.“ Der gemeinsame Antrieb der Crew ist die Liebe zum Sammeln von Musik auf Vinyl. Sie zu teilen, Erfurts Kulturszene damit etwas bunter zu machen, ist ein wunderbares Nebenprodukt. Auf die Frage, ob Radio oder Events besser zu beschallen sind, gibt‘s die Antwort: „Beides schön.“

Wer dienstags 21 Uhr auf Radio F.R.E.I. einschaltet, hört immer eine Selektion aus den für die Sammler typischen Genres, meistens was für‘s Tanzbein. Das Radio bietet ihnen die Freiheit der Musikauswahl sowie Raum für kurze Expertisen-Moderationen zwischendurch. Das Tanzparkett polieren sie mit rhythmischen Songs, lieben es, die Leute zum Tanzen zu bringen.

Nischennistplatz

Aber natürlich nisten Rock‘n‘Roll, Ska, Early Reggae in einer Nische der musikalischen Landschaft  Erfurts. „Ob wir daran arbeiten, die Nische etwas zu erweitern? Ich würde sagen: zu 20% spielt das für mich eine Rolle, aber zu 80% mache ich das aus Liebe zur Musik“, erklärt Paul. Wir wissen: Subkultur ist eine schwierige Adresse in Erfurt und auch Play Some Records haben dazu ihr Statement: „Ob wir die Erfurter Kulturszene damit bereichern oder nicht, halten wir für egal, weil die Erfurter Kulturlandschaft Leute wie uns total an den Rand geschoben hat. Es besteht gar kein Interesse, das bunt zu halten. Es passt für uns total ins städtische Bild, dass die Leute, die am Ruder sitzen, nicht über den Tellerrand hinausschauen.“ Nur das, was funktioniert, werde gemacht. Damit hat die Crew von Play Some Records nicht das Gefühl, dass Eventveranstalter die bunte Kultur fördern wollen. Alte, unbekannte Lieder von Vinyl zu spielen, scheint ihnen nicht massengeschmackstauglich.

Ein Ticket zum Music Stop, bitte. Seit der zweiten Saison des Retronoms ist Play Some Records regelmäßig zu Gast an den Plattendecks im Laden. Beide Gruppen teilen die gleiche Begeisterung für Musik, die Geschmäcker harmonieren. Die nächste anstehende Party ist am 15. Juni 2019. Dieses Mal zu Gast: Kingston Headroll und Don Rockshah aus Berlin. Die lassen nicht nur das Vinyl drehen, sondern bedienen auch das Mikrofon. Zwischen ihnen und Play Some Records wechselten schon einiges Vinyl den Besitzer. Man kennt sich aus der kleinen Szene Deutschlands. Wer sich wie im Music Stop der 60er Jahre fühlen will, kommt vorbei, holt sich ein Freitax und lässt keinen Beat ungebounct

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