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Verliebt.

Ich bin verliebt. Ganz arg und eigentlich ganz heimlich. Doch jetzt lässt mich meine Sehnsucht doch darüber sprechen, jetzt oder nie, alles oder nichts.

Seit 23 Tagen hat das Retronom geschlossen. Also seit 552 Stunde, 33.120 Minuten oder 1.987.200 Sekunden. Und es wird noch 69 Tage dauern bis es wieder öffnet, 1.656 Stunden, 99.360 Minuten und 5.961.600 Sekunden.

Sie ist grün, flüssig und riecht gut. Ungemein gut.
Nie habe ich mir meine Hände so gerne gewaschen wie in dieser Bar, für die ich mindestens genau so viel Herzenswärme übrig habe wie für diese Seife. Ich trank extra viel Bier damit ich extra viel aufs Klo muss. Yesss – schon wieder Hände waschen. Ich rang verzweifelt nach neuen Ausreden, um aufs Klo gehen zu können. ‚Oh Mist, schon wieder was verschüttet‘ oder ‚Mensch, meine Hände riechen ja ganz schön nach Rauch‘. So oder so ähnlich, am Ende haben es meine Freunde gar nicht gemerkt, dass ich zum achten Mal an diesem Abend aufstand, um zum Klo zu laufen. Manch einer hätte meinen können, Drogen wären der Grund. Aber nein, ganz falsch, auch wenn ich mir die Seife in Pulverform liebend gerne durch meine Nasengänge jagen und für immer den Geruch in meinen Nasenhöhlen hängen haben würde.

Seife, we love you!

Hunderte Seifen probierte ich aus, jede andere schien mir zu herkömmlich, vorhersehbar und langweilig. Die Enttäuschung traf mich jedes Mal, wenn der Geruchs-Test wieder fehlschlug. Keine Apfelseife gleicht der des Retronoms, am Ende ist es womöglich doch einfach die Mischung aus Ambiente, Musik, Rauch, Bier und dem kleinen großen Platz in meinem Herzen dafür.

Ich jedenfalls werde die nächsten 5.961.600 Sekunden inständig darauf warten, dass das Retronom wieder seine Türen öffnet und ich mir wieder meine Hände waschen kann.

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