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Thüringer Klöße, die mag ich gern.

Ein Stück Thüringer Küche zum Anfassen.

Gern geschehen für den Ohrwurm. Damit erliegt ihr jetzt dem Schicksal, das mir jedes Mal widerfährt, wenn ich in Richtung elterlicher Heimatstadt fahre, sowie wenn es wieder nach Erfurt geht. Schuld daran sind die touristischen Unterrichtungstafeln auf der A71, Kilometer 40,5 – Fahrtrichtung Süden; und Kilometer 45,2 – Fahrtrichtung Norden. Nein, auf diesen Tafeln ist nicht Fritz Wagner abgebildet, auch wenn das zu schön wäre. Stattdessen ziert der Schriftzug „Thüringer Kloß-Welt Heichelheim“ unter einem wundervoll illustrierten Thüringer Kloß das malerische, braune Schild. Schon als ich das erste Mal nach Erfurt gefahren bin, hat es meine Aufmerksamkeit erregt und mich sowohl irritiert als auch begeistert. Irritiert, da ich nicht wirklich wusste, was ich mir unter einer „Kloß-Welt“ vorstellen sollte; Begeistert, denn hey, es geht um Klöße, wer wäre da nicht begeistert?! Ich habe mich aber nie weiter informiert, bin ein Jahr lang immer wieder an dem Schild vorbeigefahren und hatte immer wieder Fritz‘ melodische Stimme und den catchy Text im Kopf.

Eine Reise ins Herz der Thüringer Klöße

Letztes Jahr im Spätsommer bei einem gepflegten Hausfrauentalk über ein, zwei Sterni entbrannte die Diskussion, welche Kloßmasse nun die Beste für original Thüringer Klöße sei. Eine Freundin mit thüringischen Wurzeln schwor auf Heichelheimer Klöße, und da klingelte etwas bei mir, und die Unterrichtungstafeln von Kilometer 40,5 und 45,2 fielen mir wieder ein. Das Handy gezückt, Öffnungszeiten und Zugverbindung gegoogelt und einen Termin im Kalender eingetragen. Es geht nach Heichelheim! Bei der Recherche fiel uns dann auch auf, dass Hexenkerzen – Eis am Stiel, das im Sommer in der Mensa der absolute Hit ist – von der gleichen Firma produziert werden. Die Vorfreude stieg immer mehr – ich mein ja nur: Klöße und Eis, besser geht’s ja wohl nicht.  

Die Kloßmarie

Nach insgesamt 58 Minuten Anreise erreichten wir unser Ziel. Die acht Euro Eintritt fanden wir zwar schon etwas krass, aber was tut man nicht alles, um seinen kulturellen Horizont zu erweitern. Vor der Eingangstür stand ein altes Fahrzeug der Betriebsfeuerwehr mit der Aufschrift „Auf Kloß geht’s los!“. Und damit nicht genug mit einfallsreichen Wortwitzen: Im Eingangsbereich und Erdgeschoss der Kloß-Welt befinden sich ein Restaurant und der Werksverkauf mit einer Vielzahl von „kloßartigen“ Produkten. Statt in den Kaufrausch zu verfallen, wollten wir uns aber zunächst dem lehrreichen Part dieses Ausflugs widmen und machten uns auf ins Obergeschoss, am Kinder-Bälle/Kloß-Becken vorbei, auf ins Kloß-Museum. Nachdem wir uns im größten begehbaren Kloß (der ist aus Plastik, keine falsche Vorfreude) einen einleitenden Imagefilm im 2000er-Stil über ABLIG Feinfrost (den Mutterkonzern von Heichelheimer) angesehen haben, schlenderten wir durch die Ausstellungshallen. Hier erwartete uns eine Flut an Informationen: Von Basiswissen über die Kartoffel, der Ursprungsgeschichte des Kloßes, der Entwicklung von Verpackungsdesigns und ausgestellten Produktionsmaschinen war alles dabei, sowie einige interaktive Elemente. Aber auch über die Geschichte des Werks und über die vielfältigen anderen Produkte der ABLIG Feinfrost-Familie, wie z.B. TK-Gemüse, Hexen-Eis und weitere TK-Fertiggerichte, gab es ausreichend Informations- und Ausstellungsmaterial.

Thüringischer Humor at its finest.

Aber das war noch nicht alles: Für diejenigen, deren Herz eher für die Automobilindustrie als für gute deutsche Küche schlägt, besteht die Möglichkeit in einer ständigen Ausstellung ein Repertoire von 50 alten Automobilen zu betrachten. Teilweise sehr hübsch als Campingszene oder Roadtrip inszeniert und einen Hauch Nostalgie verbreitend werden hier unterschiedliche Fahrzeugtypen, darunter auch Transporter und Motorräder, ausgestellt.     

Der Crouton bleibt

Nach diesem ganzen Schwall an Informationen begaben wir uns dann in den „kloßartigen Werksverkauf“ und streiften durch die Tiefkühltruhen- und Regalreihen. Hier warteten alle in der Ausstellung angekündigten Produkte, sowie allerlei anderer Thüringer Produkte wie Liköre und sogar Naturkosmetik und Kochbücher auf uns. Der Kloßschnaps hatte es mir besonders angetan, aber der war dann doch etwas zu teuer und geschmacklich zu riskant.  Da wir leider auch unsere Kühltaschen nicht dabei hatten und uns das Café Klößchen und der Kloß-Imbiss mit all ihren verführerischen Kartoffelangeboten ein wenig zu teuer waren, gab es keine Klöße für uns. Da wir aber unseren Ausflug nicht beenden wollten, ohne ein einziges Produkt probiert zu haben, entschieden wir uns für Hexen-Becher. Um den ausgebliebenen Kloßschnaps auszugleichen, wurde es natürlich der Cocktail-Eisbecher mit Eierlikör. Ein wenig angeheitert ging es dann wieder zurück nach Erfurt.

Mit Löffeln zum Sammeln.

Mein Fazit: Die einzig relevante Info, die ich behalten habe, ist die, warum Croutons in der Mitte eines Thüringer Kloßes sind. Ob das an dem Eierlikör-Eis liegt (und ich keinen Alkohol vertrage): Man munkelt. Ob ich trotzdem einen Ausflug in die Kloß-Welt empfehlen würde: Definitiv! Ich hatte einen amüsanten und informativen Ausflug und finde die Idee eines Kloß-Museums immer noch ziemlich lustig sowie genial. Die Ausstellung ist mit viel Liebe gemacht und zeichnet sich durch einfallsreiche Details aus. Es ist ein leichtes Vergnügen für einen freien Tag, das man in jedem Alter genießen kann. Man kann die Kloß-Welt übrigens auch Veranstaltungen wie eine Kloß-Kochschule, ein Kloß-Forum oder auch Betriebs- und Familienfeiern buchen. Letztes Jahr feierte die Thüringer Kloßmanufaktur übrigens schon ihren 20. Geburtstag. Also auf die Plätze, fertig, Kloß!

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