Sie ist ein Geschenk. Für die klausurengeplagte Studentin. Für den übermüdeten Papa. Für die experimentierfreudige Oma. Für alle. These: Es gibt wenige Getränke, die so rebellisch und gleichzeitig konsensfähig, so geschmacklich bodenständig (schon fast bürgerlich) und gleichzeitig aufregend daherkommen. Die kolle-mate gehört unzweifelhaft in den Erfrischungsadel südamerikanisch beeinflusster Getränke.
Wir bekennen uns hiermit offiziell zu leidenschaftlichen Genießer*innen dieses speziellen Mategetränks und haben den besonderen Geschmack zunächst auf die Geheimzutat naturtrüber Apfelsaft zurückgeführt. Bei näherer Recherche zeigt sich jedoch, dass andere Ingredienzen den ausgeklügelten Punsch ausmachen: Rübenzucker, Zitronensäure, Mate-Aufguss. Schmeckt!
Bei all den geschmacklichen Vorzügen (ein brausiger Ritt durch herbe und süße Noten) ist die kolle-mate auch noch ziemlich korrekt. Sie wissen, dass Limo nicht die Welt retten kann, liest man auf der kolle-Website. Aber man versucht „in sozialer, ökologischer und gesellschaftspolitischer Hinsicht möglichst korrekt zu handeln“. Dafür wird zum Beispiel Zuckerrübensirup verwendet und mit wissenschaftlichen Fakten belegt, warum das im Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck dieser Produkte besser ist als fairtrade-Rohrzucker aus Nicaragua. Chapeau!
Habt ihr nach dieser Liebeserklärung Durst auf ein Lokalgetränk mit (zumindest vorgetäuschtem) Latino-Flavor? Dann müsst ihr hier in Erfurt schon ein bisschen suchen. Denn so eine Brause, die sich eine gewisse Szenesymbolik bewahren möchte, macht sich auch ein bisschen rar. Nicht jeder 0815-Späti, nicht jede Dancehall-lastige Tanzlokation und nicht jeder schlecht geführte WG-Haushalt bietet Zugang zum besonderen Tropfen.
Wenn aber weder Ingwernote noch der Klassiker mit Sombrero-Hut eure Gelüste stillen können, dann lohnt es sich einen der folgenden Orte aufzusuchen, um die kolle-mate in Erfurt aufzutreiben:
LandMarkt (Magdeburger Allee 53)
Clärchen (Meienbergstraße 10)
Organics (Andreasstraße 35)
Die Mate rinnt noch viel schneller den Rachen herab, wenn man auf die lustige Zeichnung auf der Innenseite des Etiketts aufmerksam wird, die beim Trinken nach und nach zum Vorschein kommt. In Sachen künstlerischer Ästhetik hat die kolle-mate ihren Limo-Kolleg*innen also auch einiges voraus.
Die Macher*innen bezeichnen sich selbst als zickzack-Kollektiv und sehen das Getränk „als Medium für allerlei Gutes, Buntes und Sinnvolles“. Das Kollektiv aus Dresden-Neustadt organisiert Herstellung und Vertrieb der kolle-mate. Ein Teil der Erlöse fließt in die unterschiedlichsten Projekte: Mission Lifeline zur Seenotrettung im Mittelmeer, ans Igelschutzzentrum Leipzig e.V. und andere humanitäre, ökologische und kulturelle Projekte. Was für ein ehrenhaftes Elixier. Und wer jetzt denkt: Ach ja, die schein-unabhängigen von UNGLEICH wieder, die dürfen jetzt für den Artikel bestimmt lebenslang kostenlos diese olle Limo saufen und sächsische Igel füttern: Natürlich. Wofür machen wir denn sonst „Journalismus“?!
Richtigstellung: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass die Produktion und Abfüllung in Dresden-Neustadt vom zickzack-Kollektiv selbst erfolgt. Dies ist nicht richtig. Sie organisieren lediglich die Herstellung und den Vertrieb. Die Produktion ist dabei ausgelagert.