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Ein Besuch im Café Albrecht

Wenn in Erfurt eine neue Örtlichkeit eröffnet, dann erregt das Aufsehen. So auch das Café Albrecht in der Albrechtstraße (wie der Name unschwer zu erkennen lässt), an welchem wir auf unserem täglichen Uni-Weg vorbei radeln. Wobei man es hier mit der Definition von „Neu“ nicht allzu genau nehmen sollte. Bereits seit Ende letzten Jahres hat das Café Albrecht schon geöffnet und verkauft täglich Kaffee, Bier und Kuchen im Bistro-Ambiente. Und auch wenn Corona dem Bistro in den letzten Monaten deutlich die Schau gestohlen hat, dachten wir, es wird endlich mal Zeit, einen Blick hinein zu werfen.

LAGE

Die Albrechtstraße ist bei weitem die steilste Straße in Erfurt und wurde nur deshalb so gebaut, damit die zahlreichen Studierenden, die ihren täglich Weg zur Uni bewältigen müssen, völlig verschwitzt und schlecht gelaunt ankommen (These). Pluspunkt: Café Albrecht befindet sich unterhalb des steilen Anstiegs und ein Besuch erfordert somit keine straßentaugliche Kondition und technisches Fahrvermögen. Seit neuestem säumt nun dieses kleine Bistro zwischen Wohnhaus und jederzeit geschlossenem Trödelladen namens Bumsladen (fällt auf, weil lustig) den täglichen Weg. Ein Café, fernab von Stadtzentrum mag erst einmal seltsam erscheinen. Da es uns aber nach einem neuen kulinarischen und vor allem gerade geöffneten Lokal lechzte, hatten wir Lust, den Ort einer genaueren Betrachtung zu unterziehen.

AMBIENTE

Das Bistro & Café Albrecht sieht von außen wie ein gemütliches, kleines Café aus, wo sich am Donnerstagabend die Omas und Opas zur Rommé-Runde treffen und spießige Eltern mit ihren Kindern Donau-Welle verschmausen. Grüngelbe Sonnenschirme säumen den Außenbereich, der liebevoll mit Ikea Bestseller Möbeln (wer kennt sie nicht?) dekoriert ist und das Gefühl vermittelt, bei Oma im Vorgarten zu stehen. Wir waren vor allem auf die kleinen, mit Sitzkissen drapierten Mäuerchen vor dem Eingang scharf, da es in Erfurt fernab vom Innenstadt-Trubel kaum möglich ist, gemütlich draußen vor einem Café zu sitzen.  Betritt man den Laden, geht das Kantinen-Feeling noch nicht gänzlich verloren – schlichte Spiegel und Blumenmuster dekorieren die Wände.

Die Theke im Café Albrecht.

Doch auf den zweiten Blick tun sich einige angenehme Überraschungen auf, die das Café gar nicht mehr so schlicht und altbacken wirken lässt. Erstens war es naiv, zu glauben, dass das Albrecht noch so gänzlich unbekannt im Dunstkreis von Studierenden ist, am Tresen grüßt mich ein bekanntes Gesicht aus der Hilgenfeld-Crew, natürlich kennt man sich hier.
Zweitens gibt es in dem Laden so einige Sachen mehr zu entdecken: An der Wand hängt ein sogenannter Kunstautomat, der bei Einschmiss von 4 Euro eigentlich ein kleines Gemälde, bei unserem ersten und auch zweiten Versuch jedoch gar nichts auswirft (auch eine Form der Kunst, wie ich finde). Zum Lesen liegt die Zeit im altmodischen Zeitungshalter bereit und bei weiterer Nachfrage wird uns ein Fotobuch über die Entstehung des Café Albrecht gereicht. Hier lässt sich ein Einblick in die Gründungstage vom ursprünglichen Dönerladen zum Café Albrecht gewinnen. Im Innenraum läuft Jazz und das alles wirkt so liebevoll und harmonisch, dass wir Lust bekommen, direkt sitzen zu bleiben. Leider regnet es, deshalb bleiben nur die kleinen Tische im Innenraum zur Auswahl. Wir nehmen neben dem nicht funktionierenden Kunstautomaten und den Büchern im Fenster Platz und lassen uns erst einmal von der Speisekarte inspirieren.

SPEISEN & GETRÄNKE

Die Auswahl ist für einen so kleinen Ort überraschend solide, es gibt Kuchen und pro Tag jeweils zwei warme Speisen, Bier und die übliche Getränkekarte bei annehmbaren Preisen. Vor allem die Essensauswahl ist beschaulich, etwa sieben Gerichte mit und ohne Fleisch wechseln sich ab. Das ist aber eher ein Qualitätsmerkmal und vor allem eine wohltuende Abwechslung zu so manchen Pizzerien, die neben 1098 verschiedenen Gerichten auch noch ganz klassische typisch italienische Burger mit Pommes anbieten.  

Alle Speisen, also Süßigkeiten, die Gerichte und täglich wechselnder Kuchen werden von der Inhaberin Catherina Seeber selbst zubereitet. Das alles sogar noch möglichst nachhaltig und ohne Konservierungsstoffe, wie es auf der Internetseite zu lesen ist. So ist es durchaus üblich, dass mittags frisch gepflückte Himbeeren oder selbstgekochte Marmelade von der Erfurter Bevölkerung angeliefert werden. Lokaler geht’s wohl kaum! Braucht man dann einmal Abstand vom Qualitäts-Augustinerbier, gibt’s auch wirklich guten Kaffee.  Der kommt zwar nicht an Hilgenfeld-Qualität ran, schmeckt aber nach eins, zwei Bier immer besser. Die Quiches und Kuchen sind einfach nur lecker, aber leider etwas teuer für den armen Durchschnittsstudenten (ca. 4-5 Euro pro Stück). Dafür bekommt die Deko auf dem Teller einen Extrapluspunkt, auch wenn wir uns das Essen mit hungrigen Bienen teilen mussten.

Die Quiche im Café Albrecht



SONSTIGES

Um bei Überfüllung des Hilgenfelds oder einfach bei Lust auf einen neuen Arbeitsplatz einen neuen Ort auszuprobieren, würden wir uns noch frühere Öffnungszeiten wünschen – das Café Albrecht öffnet wochentags erst um 12 und am Wochenende um 14 Uhr. Trotzdem gibt es noch einige Sachen, die wir beim nächsten Mal ausprobieren wollen, wie zum Beispiel die gut ausgewählte Weinkarte. Und natürlich kann man auch billiger Kuchen essen gehen oder sich bei McDonalds einen Muffin kaufen, sucht man allerdings nach Geschmack und lokaler Qualität, ist man im Café Albrecht genau richtig.

Ihr findet das Café & Bistro Albrecht in der Albrechtstraße 67, geöffnet Mo- So. Viel Spaß beim Ausprobieren.

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