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Eine Stunde reicht, um die Bildungsgerechtigkeit zu fördern – die Corona School

„Lockdown, kein Lockdown, Präsenzunterricht, Online-Unterricht“. Kaum zu glauben aber so chaotisch wie in den Unis ging es auch in den Schulen zu. Schüler*innen wurde der Unterricht im Jahr 2020 nicht gerade leicht gemacht. Man hätte meinen können, dass in der warmen Sommerzeit ein paar Vorkehrungen hätten getroffen werden können, doch stattdessen wurde das Belüftungssystem „Fenster“ in den Schulen eingeführt. Überrascht wurde schnell festgestellt, dass dies nicht die optimale Lösung darstellt, sodass die Schüler*innen nun genauso wie wir anstatt in der Schule mit Decken zu frieren, in der Decke eingekuschelt, halb verschlafen und noch im Bett liegend ihre Schulstunden beginnen. Doch was sich so vielleicht erstmal sehr gemütlich anhört, ist für viele Schüler*innen unglaublich schwierig! Denn Onlinelehre heißt auch, dass man es schaffen muss, sich selbst zu motivieren und sich selbst den Stoff beizubringen, da der Unterricht online oft nicht ausreicht. Jede*r von uns weiß, dass ein Selbststudium oft keine einfache Sache ist! Abgesehen von Ablenkungen wie WhatsApp und Netflix kommt noch hinzu, dass man Aufgaben oder Arbeitsblätter anschaut und einfach nichts versteht. Als sei das Gehirn wie leergefegt. Hierbei sind Eltern oft auch keine große Hilfe mehr. Zwar sind sie aufgrund von Homeoffice zuhause, aber meistens damit beschäftigt, sich durch die digitale Arbeitswelt zu schlagen. Schüler*innen sind demnach sehr häufig auf sich allein gestellt. Nicht jede*r kann sich, um das Problem der Unwissenheit zu lösen, Nachhilfe leisten, da diese oft teuer ist oder während Corona nur in einem geminderten Maße umgesetzt wird.

Um genau diesem Problem Abhilfe zu schaffen, bildete sich im März 2020 die Corona School. Eine Plattform von Studierenden, welche in Deutschland bereits über 16.000 Schüler*innen einen Zugang zu Lernunterstützung ermöglicht. Die Corona School basiert auf dem Konzept, dass Student*innen Schüler*innen auf freiwilliger Basis beim Lernen unterstützen. Dies geschieht durch eine 1:1 Lernbetreuung oder Gruppenlerneinheiten. Die Anmeldung ist kinderleicht, man geht nur auf die Website und kann dort angeben, welches Fach man geben will. Wenn man sich nicht so sicher ist, was man wirklich noch auf dem Kasten hat, ist es möglich nur für die unteren Klassen Nachhilfe anzubieten. Natürlich geht es auch andersherum, falls man doch noch eine Menge aus der Schulzeit abgespeichert hat. Da man im Internet nie ganz sicher sein kann, ob die Person hinter dem Bildschirm auch wirklich der angegebenen Identität entspricht, folgt ein kurzes Screening von der Corona School. Besonders, da es um Arbeit mit Kindern geht, ist dies unerlässlich – und dann kann es auch schon losgehen!

Durch die Plattform werden Schüler*in und Student*in „gematcht“. Nach der Zuteilung kann man selbst zusammen mit dem Schüler oder der Schülerin entscheiden, wie man den Nachhilfeunterricht am besten und aufregendsten gestaltet. Auch wie häufig man sich trifft, kann man selbst entscheiden, sodass man hier sehr flexibel ist, falls einem mal wieder, bspw. durch die Klausurenphase die Decke auf den Kopf fällt. Damit man sich bei der Nachhilfe auch sehen und besser kennenlernen kann, wird das Portal „jitsi“ zur Verfügung gestellt. Natürlich kann man auch selbst Tools heraussuchen, jetzt wo wir alle Profis im Online Unterricht sind, lassen sich da bestimmt kreative Möglichkeiten finden.

Mit diesem Angebot möchte die Corona School besonders diejenigen Schüler*innen unterstützen, denen es aufgrund von sozialen, kulturellen oder auch aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen, nicht möglich ist, durch herkömmliche Nachhilfe unterstützt zu werden. Bildungsgerechtigkeit, die besonders durch die Coronakrise leidet, soll hierdurch gefördert werden, sodass jeder Schüler und jede Schülerin weiterhin die gleichen Chancen erhält. Durch die momentane Situation wird die Bildungsungerechtigkeit stark verstärkt – das ist fatal und wird langanhaltende Folgen haben. Auch Eltern haben es momentan nicht leicht eine Balance zwischen Kinderbetreuung und Arbeit zu finden. Die Corona School schafft auch hier eine Entlastung.

Natürlich kann man auch als Student*in durch das soziale Engagement viel mitnehmen. Die Passion für die Lieblingsfächer aus der Schule kann geteilt oder die Fächer, die man früher eher nicht so mochte, neu erkundet werden. Zudem fördert es die Fähigkeit des Erklärens, denn hierbei stößt man bei Nachhilfe öfter mal an seine Grenzen und beginnt die Lehrer zu verstehen, die langsam ungeduldig wurden, wenn man es beim dritten Mal immer noch nicht verstanden hat. Wie man es von sich selbst kennt, löst das oft Trotzreaktionen oder Frustration bei Schüler*innen aus, sodass sie nicht mehr weiterlernen wollen. Ähnlich wie wenn man als Student*in merkt, dass das Lernen bis zur Klausur sowieso nichts mehr wird. Doch anders als bei uns, kann man bei der Nachhilfe meist mit einer kurzen Pause die Frustration auflösen, indem man etwas anderes behandelt, oder etwas malt bzw. eine kreative Pause einlegt. Ich selbst unterrichte ein achtjähriges Mädchen in Deutsch als zweite Fremdsprache und bin schon oft am Verzweifeln gewesen, da mir keine Beschreibung mehr für „Nomen“ eingefallen ist, aber selbst da kommt man meistens irgendwie wieder raus, indem man sich Kerzen, Gläser oder Stühle zur Hilfe holt, um Begriffe zu verdeutlichen. Ich will damit sagen, es gibt immer eine Lösung, man muss nur etwas kreativ werden!

Neben dem Erklären übt man sich auch in Geduld. Anstatt alles möglichst schnell abzuarbeiten, merkt man schnell, dass manche Themenfelder intensiver behandelt werden müssen. Manche auch quasi jedes Mal aufs Neue, da sie nicht hängen zu bleiben scheinen, aber wer kennt das Problem nicht?! Auch auf den Unialltag lassen sich diese Fähigkeiten anwenden, indem man sich besser strukturieren kann, dass ein oder andere vielleicht schneller versteht und man sein Wissen auch besser Kommiliton*innen besser erklären kann. Ich bin mir allerdings sicher, dass man nicht ohne Mehrwert aus diesem Engagement rausgeht!

Die Corona School ist demnach also etwas für jede*n, der*die eine Herausforderung sucht und sich gerne sozial engagieren möchte, egal welches Fach man studiert. Schließlich haben wir alle die schlimmen Schulaufgaben bewältigt und können jetzt anderen dabei helfen, dies ebenfalls zu erreichen.

Natürlich ist es oft einfacher dem*der Schüler*in Themen nahezubringen, mit denen man sich gut auskennt, jedoch reicht es häufig aus, sich selbst noch einmal kurz in das Thema reinzulesen, um Unterstützung zu leisten. Am Anfang fällt es einem vielleicht etwas schwerer, doch schon nach kurzer Zeit merkt man, dass es meist gar nicht so einen großen Aufwand benötigt. Demnach reicht eine Stunde Zeitaufwand häufig aus, um ein kleines bisschen zu mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland beizutragen. In Zeiten der Krise aber auch darüber hinaus, denn die Bildungsgerechtigkeit ist und bleibt ein wichtiges Thema.

Falls dich der Artikel neugierig gemacht hast, du Lust hast dich zu engagieren oder einfach noch ein paar Fragen hast, kannst du gerne an: Theresa.Schlosser@corona-school.de schreiben oder dich direkt auf der Website https://www.corona-school.de/ anmelden! 

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