Next Level e.V. ist ein gemeinnütziger Verein in Erfurt, der sich zum Ziel macht, lokale Projektumsetzungen zu unterstützen und zu fördern. In einem Gespräch mit Malte und Kim rede ich über Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Projektideen, über Herausforderungen bei Finanzierung und Organisation von Initiativen. Malte und Mario wollen dies mit dem neu gegründeten Verein Next Level und einem riesigen Fond der EU verändern. Eine Perspektive und Ermutigung zur eigenen Projektgestaltung von Erfurter Engagierten der soziokulturellen Szene.
Malte mischt in Erfurt bei allen möglichen Projekten in der Soziokultur-Szene mit. Manche kennen ihn vielleicht von der KüfA (Küche für Alle im veto) oder dem Food Projekt (L50). Mario gründete 2013 den Verein Art for Life und betreibt zusammen mit dem Plattform e.V. das urbane Gartenprojekt Freier Garten Erfurt im Südosten der Stadt. Die beiden haben also schon sehr viel Erfahrung in ehrenamtlicher Projektarbeit gesammelt und damit verbundene Herausforderungen durchlebt.
Viele Engagierte oder Interessierte, die etwas bewegen möchten, stehen gerade am Anfang ihrer Projekte vor unerwarteten Herausforderungen: Schwierigkeiten in der Gruppenkommunikation, fehlende Finanzierung oder die vielen Fallstricke deutscher Bürokratie. Es gilt etliche Hindernisse zu bewältigen, bevor sich der eigentlichen Idee gewidmet werden kann. Das kostet viel Kraft und oft bleiben nach der ersten Euphorie nur Schatten einer Initiativbewegung zurück.
„Wir haben gemerkt, dass wir im Ehrenamt immer schnell an Kapazitätsgrenzen gestoßen sind, da wir bei der Umsetzung von vermeintlich einfachen Projekten ungeahnten Problemen begegneten und uns zudem häufig die Finanzierung fehlte, um uns auf wesentliche Dinge konzentrieren“, erklärt Malte. So hatten sie die Idee für Next Level e.V., der jungen Menschen bei der Realisierung ihrer Ideen beratend zur Seite stehen soll. Sie wollen jetzt „auf das Nächste Level kommen“, so Malte, und „nicht mehr Projekte umsetzen, sondern Projektumsetzungen begleiten und fördern.“ Die beiden teilen nun ihre Erfahrungen im Umgang mit bürokratischen Hürden und nervigen Stolpersteinen der Projektarbeit. Sie organisieren Förderberatungen und Workshops für junge Vereine und Initiativen. So sollen junge Menschen Selbstwirksamkeit erfahren und Perspektiven für eine zukunftsfähige Gesellschaft gewinnen.
Und wie soll das geschehen?
Neben vielen Förderprogrammen empfehlen Malte und Mario vor allem das EU-Rahmenprogramm European Solidarity Corps. Das ermöglicht jungen Initiativen eine monatliche Förderung von 500 EUR zur Umsetzung ihres Projekts.
Die EU will mit diesem Fond junge Europäer*innen motivieren, sich mit europäischen Werten auseinanderzusetzen. „Europäische Werte“ sind grob gesagt: Demokratie, Menschenrechte, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Gleichstellung, Bewahrung der Freiheit, des Friedens und der Würde des Menschen. Das Förderprogramm bietet also in der Ausarbeitung reichlich Gestaltungsspielraum. Die Projektförderung gilt für 2-12 Monate (mit möglicher Fortführung). Malte betont: „Es gibt wirklich viele Möglichkeiten, Projekte gefördert zu bekommen.“ Sie werden oft nicht wahrgenommen, weil niemand von ihnen weiß oder die Beantragung zu kompliziert ist. Für einen Projektantrag braucht es eigentlich nur eine Gruppe von mindestens fünf Personen sowie eine halbwegs durchdachte Idee. Um den Aufwand einzuschätzen, Risiken und Problemstellungen zu erkennen, sich nicht im Chaos der Organisation zu verrennen, ist auch Erfahrung und ein Netzwerk aus Partner*innen hilfreich.
In Form von Crashkurs-Workshops will der Next Level e.V. interessierte Menschen auf die Umsetzung vorbereiten. Kim, die selbst in verschiedenen Projekten unterwegs ist, erzählt, die meisten Fragen seien zu Beginn ähnlich: Wie viele Leute werden benötigt? Welche Verantwortlichkeiten stellen sich da? Wie ist der Zeitplan? Woher bekommen wir Mittel und wie beantragen wir diese? Wie und warum schreibe ich Abrechnungen und Reflektionsberichte?
Außerdem sei es hilfreich, sich früh mit Themen wie interner Kommunikation, Aufgabenverteilung, Zusammenarbeit und Organisation der Gruppe auseinanderzusetzen.
Kim hat mit der Projektförderung einen Europa Podcast geplant für dessen Beantragung sie auch von Next Level e.V. unterstützt wurde. Für sie ist der Rahmen der ESC mit einem festen Zeitplan, Fristen, geforderten Evaluationen neben der Finanzierung sehr hilfreich.
Langfristig will Next Level zudem ein Netzwerk und eine Austauschplattform für lokale Initiativen und Engagierte bestehender Projekte bieten, mit dem Ziel, mehr Menschen miteinzubeziehen, Ressourcen zu teilen, Kräfte zu bündeln und einander zu unterstützen.
Auf meine Frage, wie es mit der Finanzierung von Next Level aussieht wendet Malte ein: „Ja wir machen sehr viel ehrenamtlich.” Aber die Idee von Next Level sei auch, diese finanzielle Selbstausbeutung zu beenden. Sich selbst über die ESC zu finanzieren, geht übrigens nicht.
Gerade während der Pandemie ist der Bedarf an Projektkoordination groß. Es benötigt mehr Kommunikation, wie Zusammenarbeit, Aufgabenverteilung und Organisation gestaltet wird. Denn leider fallen die sonst energiespendenden Gruppentreffen in Präsenz aus – ein weiterer Grund dafür, dass es mehr Strukturen zur Unterstützung und Betreuung von kleineren Initiativen braucht.
Malte und Mario wollen demnächst mit ihrer Website online gehen.
Deswegen:
Meldet euch bei Next Level, wenn ihr glorreiche Projektideen habt oder einfach Bock mitzuhelfen, oder besondere Projekterfahrungen teilen könnt. (info@next-level.world)
Website: next-level.world
Meldet euch bei Kim, wenn ihr Bock auf einen Europa Podcast habt, sie freut sich immer auf Mithilfe. (kim.rameil@gmail.com)