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Von der Kunst des Weglassens – Neue Ausstellung im Kurhaus Simone 

Die zitronengelben Stühle auf den etwas wackeligen Pflastersteinen des Wenigemarktes sind nicht das Einzige, was im Kurhaus Simone an Sommer, Sonnenschein und eisgekühlte Limonade denken lässt. Seit dem 22. April 2022 schmücken die Gemälde der in Erfurt ansässigen Künstlerin Saskia Widdison die Wände des Cafés, und das in knalligen, warmen Farben. Die Leichtigkeit des Seins lautet der Titel ihrer allerersten eigenen Ausstellung, angelehnt an den Romantitel von Milan Kundera. Dabei sind es ernste Gesichter, die einen von der Leinwand anschauen – ernst, aber ohne Strenge. Und trotzdem ist da etwas Spielerisches zu spüren, in der Nonchalance der Gesichter und dem sommerlichen Flair, der auf jeder Leinwand festgehalten wird. Irgendwie fühlt es sich an, als wäre das Kurhaus einfach ein bisschen voller als zuvor, man kann noch ein paar mehr Menschen anschauen, während man den Kaffee oder die Limonade schlürft, oder zu angemessener Stunde auch das Bier. Nur, dass diese Menschen eben nichts bestellen und keine Sitzplätze belegen. 

Mit jedem Bild eine Geschichte erzählen

Saskia Widdison kommt ursprünglich aus Südbayern, lebt aber mittlerweile schon über zwei Jahre lang in Erfurt. „Ich habe immer schon ein bisschen rumgezeichnet“, erzählt sie von ihrem künstlerischen Werdegang. Zum Malen mit Ölfarben an sich kam sie aber tatsächlich durch die auf einen Schlag üppig vorhandene Freizeit während der Anfangszeit der Corona-Pandemie. „Am Malen gefällt mir besonders, dass man mit einem einzigen Bild eine Geschichte erzählen kann“, sagt die Künstlerin. 

Ohne technische Ausbildung durch eine Kunstschule fokussiert sich Widdison vor allem auf die eigene Interpretation ihrer Motive, die – nach dem Vorbild des deutschen Künstlers Rupert von Kaufmann – anstelle einer realitätsnahen Darstellung in den Vordergrund gerückt wird. Ein Prozess, den sie Kunst mit Seele nennt. „Das Ding beim Malen ist ja, zu wissen, was man weglassen kann, um das Motiv zu erklären – die Kunst des Weglassens, sozusagen.“ Fehler sind erlaubt und Fantasie sowieso. In den Worten der Künstlerin: „Alles fun, fun, fun.“

Vernissage mit heißer Schokolade

Für die Vorbereitung der Ausstellung stellte Widdison eine Auswahl bereits bestehender Werke zusammen, nach Wunsch des Kurhauses Simone alles Portraits, und ergänzte das Repertoire mit drei spezifisch für die Ausstellung gemalten Bildern.  Die Vernissage fand am 22. April 2022 statt, nachdem Freund:innen und Bekannte der Künstlerin über den Tag Bilderrahmen geschleppt und die Werke aufgehängt hatten. Gefeiert wurde diese erste Ausstellung mit Musik und heißer Schokolade, bis drei Uhr morgens tummelten sich die Gäste unter den Leinwänden. Bereits am ersten Abend wurden drei der Bilder verkauft. „Es ist schön zu sehen, wenn meine Kunst den Leuten gefällt“, erzählt Widdison, „und ich freue mich nicht nur, meine Bilder an einem öffentlichen Platz zu sehen, sondern auch bei Menschen zuhause.“ Freuen würde sich Saskia Widdison auch über mehr Wertschätzung der Kunst, oder auch einfach die Freude daran, am Schauen und Schwelgen. Die Ausstellung bleibt noch bis Ende Juni im Kurhaus und ist, besonders bei Sonnenschein und Sommerlaune, sehr schön anzusehen. 

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