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Dancing in the Shadow – Musical-Serie aus Thüringen auf der Berlinale

Ilmenau, eine kleine Stadt in Südthüringen, wurde im Sommer 2021 für fünf Wochen in eine kunterbunte Filmkulisse verwandelt. Dancing in the Shadow  soll als erste deutsche Musical-Serie im Sommer 2023 auf Amazon Prime veröffentlicht werden. Es ist das Debütprojekt von Tamara Kollmeder und Mikael Kuetche. 

Im Zentrum von Dancing in the Shadow stehen – oder besser gesagt tanzen – sechs junge Menschen, die versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden: Sara möchte endlich auf eigenen Beinen stehen und sich dabei auch nicht davon abhalten lassen, dass sie beinahe vollständig blind ist. In ihren ersten Tagen als Studentin an der Technischen Universität Ilmenau begegnen ihr der Fotograf Andrew, Basketballspieler und Vollzeit-Macho Chris, die radikal-feministische Hera sowie Bruce und Alice-Alex, die in der Uni oft aufgrund von Herkunft und Geschlechtsidentität schikaniert werden. 

Alle verbindet eine Leidenschaft für das Tanzen und der Traum, bei einem großen Tanzauftritt dabei zu sein. Jeder Figur ist eine Folge gewidmet, in der die individuellen Hürden gezeigt werden, die sie zu meistern hat, aber auch welche persönlichen Stärken jede:r mit sich bringt – und das vor allem, wenn ihre Leben aufeinanderprallen. 

Dabei stellt die Serie vor allem Diversität in verschiedensten Bereichen in den Mittelpunkt: Es geht um das Erwachsenwerden, um Sexualität, Geschlecht, Rassismus und Gleichberechtigung, sowie um die Frage, wie man sich einen eigenen Platz in der Welt schafft.

Screening der ersten Folge auf der Berlinale 2023

Ende 2022 war es dann endlich soweit – die ersten fünf Folgen, die 2021 verfilmt worden waren, konnten im Kulturhaus Gotha zur Premiere gezeigt werden.

Doch auch das Jahr 2023 begann für das Produktionsteam mit einer spannenden Ankündigung: Dancing in the Shadow sollte in diesem Jahr auf der Berlinale vorgestellt werden. In der Thüringer Landeszentrale in Berlin wurde die erste Folge der Newcomer-Serie außer Konkurrenz gezeigt. 

Regisseur Mikael Kuetche und Produzentin Tamara Kollmeder auf der Berlinale – Foto: Moritz Klebs

Am 20. Februar 2023 kamen Interessierte aus Thüringen und ganz Deutschland, aber auch wichtige Thüringer Medien-Persönlichkeiten sowie ein Teil von Cast und Crew der Serie in Berlin zusammen, um gemeinsam als erstes öffentliches Publikum Dancing in the Shadow zu sehen. 

Im Anschluss fand ein Podiumsgespräch zu Chancengleichheit in der Filmbranche statt, bei dem Produzentin Tamara Kollmeder und Regisseur Mikael Kuetche über die Möglichkeiten in einer Thüringer Kleinstadt wie Ilmenau sprachen: „Ein Projekt wie diese Serien-Produktion wäre in einer anderen Stadt mit so geringem Budget überhaupt nicht möglich gewesen“, sagt die Produzentin über die Drehzeit in Ilmenau. Insbesondere die Stadt und Universität ermöglichten mit der Bereitstellung von Drehorten, dass die Serie überhaupt realisiert werden konnte. Beispielsweise wurde an einem sonnigen Septembertag die gesamte Ilmenauer Innenstadt gesperrt, um diese in ein buntes Straßenfest für den Dreh des Serien-Openers zu verwandeln.

Opener-Dreh in der Ilmenauer Innenstadt – Foto: Dino Junski

Fünf Wochen Drehzeit mit hundert Crew-Mitgliedern 

Nachdem die beiden Filmemacher:innen die ersten Lock-Downs 2020 nutzten, um das Drehbuch ihres Herzensprojektes zu Ende zu schreiben und sich mit der Organisation einer Serien-Produktion zu beschäftigen, wozu Casting, Team, Drehorte, Technik, Unterbringung und wahrscheinlich über zweihundert andere Punkte gehören, begann der Dreh Mitte August 2021. 

Dafür reisten nicht nur die gecasteten Schauspieler:innen aus ganz Deutschland an, sondern auch Tänzer:innen und Crew-Mitglieder, die sich ehrenamtlich an diesem Projekt beteiligten. Dabei kamen ausgebildete Filmschaffende mit vielen Menschen ohne Set-Erfahrung zusammen. Für die meisten der Beteiligten war Dancing in the Shadow die erste Gelegenheit, selbstgeschriebene Songs zu produzieren, Tänze zu choreografieren oder aufwendige Kostüme zu schneidern. 

Diversität vor und hinter der Kamera

Was bei dieser Serie besonders ins Auge sticht, ist die Vielfalt, die nicht nur als Grundstein der Story dient, sondern sich auch hinter der Kamera widerspiegelt. Die Menschen, die am Set zusammenkamen, zeichnen sich durch unglaublich diverse Hintergründe aus, was Herkunft, Sprache, Sexualität, Geschlechtsidentität und vieles mehr angeht. Während für Serien wie Heartstopper (die 2022 auf Netflix veröffentlicht wurde und erste romantische Beziehungen junger Menschen aus der LGBTQIA+ Community darstellt) bei der Suche nach Crew-Mitgliedern explizit darauf geachtet wurde, Diversity explizit in alle Produktionsbereiche zu bringen, kam dies bei Dancing in the Shadowvon ganz allein zustande.

Als Low-Budget-Produktion gab es für Dancing in the Shadow gar nicht die Möglichkeit, Crew-Mitglieder nach bestimmten Kriterien auszuwählen. Stattdessen waren alle willkommen, die sich beteiligen wollten, auch ohne Vorkenntnisse. Die vielfältige Story war für viele der Beteiligten ein Faktor, der sie dazu begeistert hat, ihre Sommerferien zu opfern und mitwirken zu wollen. 

Das bedeutet, dass Geschichten, welche die Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen aufgreift, auch bei diesen Gruppen Anklang findet – und das lange bevor sie über die Leinwand geflimmert ist.  

Serie mit größtmöglicher Barrierefreiheit

Trotzdem musste insbesondere bei der Hauptrolle Sara darauf geachtet werden, dass die Darstellung ihrer körperlichen Beeinträchtigung durch genügend Hintergrundwissen gestützt wird. Während die Darstellerin Denise Golletz selbst nicht blind ist, konnte sie sich in den umfangreichen Proben darauf vorbereiten, jemanden mit Sehbeeinträchtigung zu spielen und durfte lernen, wie man sich mit einem Blindenstock durch den Alltag bewegt. Geleitet wurden diese Proben von zwei blinden Personen. 

Wir hatten eigentlich geplant, eine blinde Schauspielerin zu casten, allerdings war es sehr schwierig, jemand passendes zu finden. Da wären wir wieder beim Thema Chancengleichheit“, erklärt Tamara Kollmeder auf der Berlinale. 

Saras erster Tanz – Foto: Dino Junski

Die Ausstrahlung der Serie soll dennoch an die Bedürfnisse möglichst vieler Menschen angepasst werden. Darum hat in den vergangenen Monaten die Gruppe Kinoblindgänger an einer Audiodeskription für Dancing in the Shadow gearbeitet, um die Serie barrierefreier zu machen. Auf der Berlinale kam das erste positive Feedback: Die Folge war auch für blinde Besucher:innen gut erlebbar. Ansonsten sollen bei der Veröffentlichung auch Untertitel in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen. 

Falls ihr Lust habt, für die Veröffentlichung der Serie up to date zu bleiben, folgt @dits_serie auf Instagram. Ansonsten sind bereits zwei offizielle Teaser  und ein Behind The Scenes-Video veröffentlicht. Die ersten fünf Folgen von Dancing in the Shadow werden diesen Sommer unter anderem auf Amazon Prime zum Streamen verfügbar sein.

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