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Vorschau: El Royale im Unikino – Da waren’s nur noch zwei

Sieben Schicksale kreuzen sich im spelunkigen Zweistaaten-Etablissement „El Royale“ und die meisten dieser werden dort ihr Ende finden.

Wahrlich schlechte Zeiten

Das El Royale, befindlich auf der Grenze von Nevada und Kalifornien, USA, auf den ersten Blick wie ein recht durchschnittliches Motel wirkend, muss tatsächlich einmal ein einigermaßen ansehnliches Hotel mit integriertem Casino gewesen sein. Nun ist es Setting für das Zusammentreffen von sieben merkwürdigen, einander unbekannten Personen. Zunächst checken vier von ihnen ein. Ein dekadenter Staubsaugervertreter namens Seymour Sullivan, der in Wirklichkeit (wer hätte es gedacht?) gar kein Staubsaugervertreter ist, die unterschätzte Backgroundsängerin Darlene Sweet, Father Flynn und eine junge, selbstbewusste Frau mit dem Namen Emily Summerspring, wie man erst später erfahren wird. Denn in der Gästeliste, die jedem von Miles Miller, dem scheinbar einzigen Angestellten des Hotels, der seinen Besuchern in Zwielichtigkeit um nichts nachsteht, vorgelegt wird, schreibt sie nur „Fuck you“. Sie alle bemerken nach nicht allzu langer Zeit, dass mit dem Ort ihrer Übernachtungswahl etwas nicht stimmt. Scheinbar wird es von seinen Besitzern genutzt, um Filme von ihren Gästen beim Sex zu drehen und diese dann zu verkaufen. Aber auch die Abgestiegenen scheinen nicht die oder das zu sein, wofür sie sich ausgeben. So sind nämlich nicht nur vier Personen eingecheckt, sondern fünf. Eine von ihnen reist allerdings als Gekidnappte, die in enger Verbindung zu einem Sektenführer steht, der im Verlauf des Films das Geschehen noch etwas chaotischer machen soll als es ohnehin schon ist.

Ungefähr 22 Storylines auf 2h 22min

Da jede der relevanten Personen eine eigene Geschichte verkörpert, ist es kaum möglich einen schlüssigen Überblick des Geschehens zu bieten, ohne mit jedem zweiten Satz zu spoilern. Man braucht eine Weile, um in den Film reinzukommen. Wenn man dann denkt, man hat verstanden worum es geht, gibt es plötzlich einen Plot Twist oder eine Rückblende und die Situation sieht wieder völlig anders aus. Zusätzlich werden für bestimmte Handlungsstränge die Erzählperspektiven unter den Charakteren gewechselt. Dies mag einerseits aufregend und unterhaltsam sein, weil ständig und abrupt unerwartete Dinge passieren. Es ist aber auch sehr anstrengend und macht es schwierig, in irgendeiner Form eine Stringenz zu erkennen. Man könnte meinen, die sporadisch erscheinenden „Kapitelüberschriften“ sollen den Rezipierenden eine bessere Übersicht, gar Gliederung über das Geschehen geben. Tatsächlich ist es einfach ein weiteres Detail, dessen Bedeutung man zerdenken kann, während man versucht sich zu merken, wer eigentlich als letztes starb oder welches schockierende Geheimnis aufgedeckt wurde. Es lässt sich festhalten: alle Figuren sind umgeben von Obskuritäten, es gibt viele Tote und die Moral der Geschicht‘: lass die Finger von Drogen und Fanatikern!?

© Judith Beyer
Was will der Künstler damit sagen?

Die Munition des als Mystery-Thiller kategorisierten Films und Zweitwerk des Regisseurs Drew Goddard, besteht aus Magazinen vollgestopft mit Story. So viel, dass es schwerfällt, die Charaktere, die teils mit großen Namen aus Hollywood besetzt sind und auch alle entsprechend abliefern, kennenzulernen. Hinter jedem Einzelnen steckt scheinbar genug Geschichte, dass man den Fokus auf eine der Figuren hätte legen können. So wird bei jedem nur ein bisschen an deren Oberfläche gekratzt. Gerade genug, um erkennen zu lassen, dass sie alle mehr oder minder zwielichtig sind. Die Brutalität und Schockmomente, in der Regel untermalt durch fast ausschließlich ironische, an vielen Stellen schon zynische Musik, wechseln sich ab mit häufig langgezogenen, wenig aufschlussreichen Dialogen. Als tränke man einen viel zu starken, schwarzen Kaffee und bisse danach in ein Zitronenviertel. Irgendwie amüsant, aber man weiß nicht so recht was man davon nun halten soll.

“El Royale” läuft im Unikino am Mittwoch, den 29. Mai um 20:15 in HS 1, Einlass 19:30

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