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Review: A Star Is Born

Taschentücher, Hollywood-Klischees, ein Regie-Debut, ein Pop-Stern am Schauspielhimmel und ein Soundtrack zum rauf und runter hören: das ist A Star is Born.

Ein Stern wird geboren

Jackson Maine ist berühmt. Nein, er ist nicht nur berühmt. Er ist weltberühmt, sodass ihn Leute nur noch mit seinem vollen Namen ansprechen. Und er ist alkoholabhängig. Wahrscheinlich, um dem Stress und dem Druck eines Prominenten standhalten zu können.

Ally ist nicht berühmt, aber talentiert. Sie singt manchmal abends in einer Drag-Bar und verzaubert dort die Menschen mit ihrer Interpretation von La Vie En Rose von Edith Piaf. Zudem singt Ally nicht ihre eigenen Lieder, weil sie „zu hässlich“ und eine „zu große Nase“ hat. Und natürlich treffen sie sich, Ally und Jackson Maine. Er ist vom ersten Augenblick an überzeugt von ihr und ihrem Talent. Sie nicht so ganz von ihm, aber das legt sich auch schnell wieder.

Und so beginnt eine der wohl klischeehaftesten und herzzerreißendsten Liebesgeschichten unserer Zeit: Er verhilft ihr zum Erfolg, sie wird erfolgreicher als er und am Ende ist alles irgendwie verzwickt und blöd. Aber mit dem Inhalt möchte ich euch nicht langweilen, denn seien wir mal ehrlich: das Rad wurde in diesem Film nicht neu erfunden. Also wirklich nicht.  Es ist bereits die dritte Auflage des 1937 erschienenen Films mit gleicher Geschichte und gleichem Ausgang.

But damn we try

In 136 Minuten werden eine Reihe von Versuchen gestartet, die alle auf die eine oder andere Art gelingen. Bradley Cooper, bekannt als Schauspieler aus Komödien und Dramen, probiert sich hier als Musiker (Jackson Maine) und als Regisseur. Es ist sein erster Film und das bleibt zum Glück auch nicht unbemerkt – er experimentiert mit Licht, Kameraeinstellungen und versucht, eine alte Geschichte für eine neue Generation zu erzählen. Lady Gaga, sonst eher bekannt als eine exzentrische Pop-Diva, die eine Meisterin des ‚sich in Szene setzen‘ ist, schlüpft hier in die Rolle der Ally und zeigt eine ganz andere, natürliche, sehr Country-Rock belastete Facette, die einen einfach mitnimmt. Bei vielen bekannten MusikerInnen, die einmal Hollywood-Luft schnuppern wollen, geht der Schuss leider nach hinten los (Madonna oder Britney Spears sind nur zwei der zuhauf existierenden Negativbeispiele). Nicht aber bei Lady Gaga: sie glänzt in A Star is Born mit einer unglaublichen Authentizität und Leidenschaft. Ach ja, und singen kann sie natürlich auch ganz gut. Zudem herrscht zwischen den beiden eine unglaubliche Chemie. Man könnte meinen vor der Kamera, ist gleich hinter der Kamera.

Natürlich ist aber nicht immer alles Gold was glänzt, denn der Film hat auch so seine Kehrseiten. Zum Beispiel bedient er sich Abermillionen Klischees. Von kitschigen Situationen auf Parkplätzen, über tiefe Blicke in allen Lebenslagen, bis hin zu Spontan-Hochzeiten: alles ist dabei. Es ist eine heteronormative Liebesgeschichte und das steht auch im Vordergrund, nichts anderes. Noch nicht einmal die Alkoholsucht und Drogenabhängigkeit von Jackson Maine. Sie wird geradezu romantisiert und als Mittel genommen, um die Liebe der Beiden noch stärker in den Fokus rücken zu können. Trotzdem gefällt er und bewegt. Wenn man den Kinosaal verlässt, ist einem auf jeden Fall anders zu mute.

I’m off the deep end

Der Hauptgrund jedoch, weshalb der Film so überzeugen kann, ist der Soundtrack. Lady Gaga wie auch Bradley Cooper bereichern mit ihrem Gesang und ihrer Passion zur Musik nicht nur den Film, sondern auch die momentane Musikszene. Ich denke kaum jemand hat „Shallow“ noch nicht irgendwo gehört und auch einmal (oder zweimal) mitgesummt.

Also: wer A Star is Born noch nicht gesehen hat (oder gerne noch einmal gerne sehen möchte), sollte unbedingt nächsten Mittwoch im Uni-Kino vorbeischauen. Als kleiner Tipp: packt euch Taschentücher ein, es ist eine emotionale Achterbahnfahrt.

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