Search

Frühlingserwachen und die Zombie-Apokalypse – eine Exkursion zum ultra-gruseligen Gelände hinter dem Zughafen

Für unsere Artikel-Reihe Frühlingserwachen wollen wir Plätze in Erfurt erkunden, denen bei Sonnenschein wieder mehr Aufmerksamkeit gebühren sollte. Dabei kommen natürlich mitunter die schönsten Orte zusammen, die Erfurt zu bieten hat: der Domplatz mit seinen bunten Geschäften, Eisdielen und Restaurants und der Galgenberg mit endlosen Wiesen und einer fast endlosen Aussicht über die Stadt gehören auf jeden Fall dazu und sind einen Besuch absolut wert. 

Mir kam aber sofort ein Ort in den Sinn, der meinen Anfang in Erfurt ausgemacht und mich seitdem nicht wieder losgelassen hat. Also platzte es bei einer Brainstorming-Runde in der Redaktionssitzung aus mir heraus: Das ultra-gruselige Gelände hinter dem Zughafen. Dieser Satz brachte mir nicht nur eine Menge verwunderter Blicke ein, sondern sollte auch in den nächsten Wochen bei jeder Redaktionssitzung zu meiner Belustigung beitragen, wenn wir mal wieder unsere Listen mit Artikel-Plänen zu überblicken versuchten und irgendjemand immer laut vorlas: Artikel über das ultra-gruselige Gelände hinter dem Zughafen, wie sieht es damit aus?

Eine Szenerie wie aus The Walking Dead

An einem sonnigen Freitagnachmittag mache ich mich also auf den Weg zu diesem dubiosen Ort. Er ist mir schon aus meiner ersten Woche in Erfurt bekannt, weil meine WG das ultra-gruselige Gelände hinter dem Zughafen zur damaligen Corona-Zeit gerne für Hot-Girl-Walks nutzte. Oder Sad-Girl-Walks. Oder einfach, wenn mal wieder die Sonne schien und alle zu faul waren, mit dem Fahrrad die paar Kilometer in den Steigerwald und damit in die richtige Natur zu fahren. 

Hier kann man sehr gut „Letzter Mensch auf der Welt“ spielen

Ich weiß noch, dass ich beim ersten Mal dachte: Wow, hier könnte man richtig gut einen Kurzfilm über eine Zombie-Apokalypse drehen! (Das denke ich übrigens immer noch. Da ich aber aktuell keine Pläne für irgendeine Filmproduktion habe, gebe ich die Idee hiermit sehr gerne an interessierte Menschen weiter.)

Doch kein neuer Picknick-Spot?

Das Gelände ist verlassen, ziemlich groß und auf der einen Seite eingerahmt von alten Zugteilen, auf der anderen Seite von vertrockneten Büschen. Ansonsten stehen scheinbar wahllos verteilt einige Gebäude herum: kleine Einzel-Garagen mit besprayten Toren (in einer davon steht sogar noch ein Auto, allerdings sehr, sehr zerbeult), aber auch größere Häuser, die sich vor allem durch fehlende Fenster und Löcher in den Dächern auszeichnen. 

Auch anonyme Künstler:innen haben sich hier schon verewigt. Vielleicht hieß eine sogar Lisa. 

Bevor ich mich zu meiner Artikel-Inspirations-Erkundungstour aufmache, überlege ich noch, ob man den Ort vielleicht gut als neuen Picknick-Place promoten könnte, entschließe mich bei meinem Rundgang aber schnell dagegen. Ich habe vergessen, wie viel Müll hier herumliegt. Nicht nur einzelne Verpackungen irgendwelcher Snacks, sondern auch komplette gelbe Säcke und Schrott jeglicher Art. Nicht gerade der Ort, an dem man es sich mit einer Picknickdecke gemütlich macht. Stattdessen schlage ich lieber eine Müllsammel-Aktion vor. 

Eingang: top secret – Ausgang: ungewiss

Schwierig ist nur, den Weg zum ultra-gruseligen Gelände zu finden. Theoretisch kann man vor dem Zughafen links abbiegen und sich über einige Feldwege durchschlagen. Ansonsten kommt man am besten über die Raiffeisenstraße dorthin. Gegenüber vom Krämpfervorstädter-Netto geht es los, die nächsten Wegweiser bilden ein Bündel zusammengeknoteter Schuhe, die an einem großen Rohr baumeln, das über der Straße verläuft und vorne bei der Weggabelung ein vollgespraytes Schild, das zur DB-Cargo führt. Dort kommt man dann auch vorbei und muss laufen, bis die ersten Züge zu sehen sind. Da geht es dann links neben einer Baustelle vorbei und schon steht man mitten in der Zombie-Apokalypsen-Szenerie. Vom Netto sind es zu Fuß etwa zehn Minuten, maximal. 

Sonnenuntergangs-Romantik mit Atmosphäre

Das ultra-gruselige Gelände hinter dem Zughafen eignet sich wahrscheinlich vor allem für Spaziergänge. Zwischen den einzelnen Gebäuden gibt es nicht nur viel zu entdecken (Müll, Kunst, noch mehr Müll), hinter dem Chaos bietet der Ort auch noch eine schier endlose Fläche aus trockenem, rissigem Boden, wo man noch ein ganzes Stück an den Gleisen entlang gehen und sich zum Beispiel den Sonnenuntergang anschauen kann. Kurzum, verglichen mit den ganzen cuten Plätzen und Gässchen der Erfurter Innenstadt ist es einfach mal was anderes. Im Gegensatz zu Besuchen der Erfurter Innenstadt möchte ich aber nach Sonnenuntergang möglichst schnell das Weite suchen – und mit Weite meine ich gut beleuchtete Orte, an denen sich Menschen aufhalten. Mit der aufsteigenden Dunkelheit wird das ultra gruselige Gelände nämlich ultra ultra gruselig!

In den Pfützen finden sich auch oft Gegenstände. Zum Beispiel Schuhe.

Trotzdem wünsche ich viel Spaß beim Erkunden, am besten ohne Handschuhe aber nichts anfassen und falls wer News zur Zombie-Apokalypse bekommt, meldet euch bei uns!

Write a response

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

Close
Ungleich Magazin © Copyright 2019. All rights reserved.
Close