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Eine Person, eine Stadt, Fünfzehn Kilometer – ein Anlass, Erfurt nochmal neu kennenzulernen

Keine Sorge, nicht noch ein Ratgeber.

Das hier ist ganz bestimmt kein weiterer Guide, mit den ultimativen Tipps, wie ihr euch die Zeit im Lockdown vertreiben könnt – ob ihr Bananenbrot backt, eine Stunde Yoga macht, euren Kram à la Marie Kondo sortiert und euch via Zoom, Houseparty oder wie der Videokonferenzdienst eures Vertrauens heißt, mit Wein und Co. zuschüttet oder nicht, bleibt euch überlassen. Ich glaube jede:r von uns hat sich im Laufe des letzten Jahres Strategien überlegt und falls nicht, gibt es ja bereits genug Ratgeber. 

Ey Baby bist du die neuen Corona-Maßnahmen? Denn du stresst mich, aber ich will dich (ein)halten. Oder so ähnlich.

Neues Jahr, neue Maßnahmen bla bla bla Corona. Ja, das Virus ist noch da und bestimmt unseren Alltag – SURPRISE. Es gibt neue Maßnahmen, und wie die jetzt für Erfurt aussehen, kriegt ihr hier nicht erklärt. Meine Empfehlung, um zu checken was gerade erlaubt ist, ist die App »Darf ich das?«. Das erspart das Durchsuchen von MDR-Artikeln, Tagesschau-Meldungen und der Internetseite der Stadt Erfurt. Die Maßnahmen an sich sollen hier nicht diskutiert werden. Ich glaube, die hohen Zahlen sprechen für sich und es ist logisch (zumindest für mich), dass wir, damit meine ich besonders Studierende, jetzt mit unseren süßen Hintern zu Hause bleiben. Oder zumindest in einem Radius von 15km um Erfurt, auch wenn diese Regel hier so nicht gilt. Damit der Nord- und der Luisenpark nicht die nächsten Hotspots werden, hier alternative Ideen zu den überlaufenen Parks.  

Fünfzehn Kilometer – manchmal muss der Horizont nicht unendlich sein

Jetzt genug über the Rona. Ich möchte den 15km Radius einfach als Anlass nehmen, um Erfurt nun nochmal von einer anderen Seite kennenzulernen. Was gibt es in Erfurt zu entdecken, an schönen oder unerwarteten Orten? Und welche Plätze können jetzt besucht werden, die bekannt und im prä-pandemischen Alltag eher unbeachtet geblieben sind? Denn Erfurt ≠ nur der Dom und die Altstadt.  

Das Gute ist oft so nah und fußläufig erreichbar: 

Stadtteil, Viertel, Kiez oder Quartier 

Im Norden gibt’s nur Platten, im Süden nur Villen, in der Mitte die Altstadt, der Rest ist naja und über den Herrenberg lest ihr besser nur – die Erfurter Stadtteile als absolute Stereotype. Das stimmt natürlich nicht. Aber wie viel wisst ihr über die Erfurter Stadtteile, Viertel, Kieze oder Quartiere? Wenn ihr nicht schon einige Winter in Erfurt verbracht habt, hier geboren seid oder Stadtplanung studiert, stelle ich die These auf, die Kenntnisse sind eher gering über die Stadtteile, in denen ihr nicht wohnt oder euch oft aufhaltet. Also ein Plädoyer, dafür die Kieze Erfurts kennenzulernen. Spaziergänge durch Erfurt-Süd, um die imposanten Villen zu bestaunen, oder euch Lust zu holen, die Bourgeoisie zu enteignen. Die Schönheit im Norden zu finden. Den Johannesplatz zu entdecken, Ilversgehofen mal nüchtern zu sehen (und nicht nur ins AJZ, Klanggerüst, Träumchen etc. zu stürmen und hinterher volltrunken rauszustürzen). Ein Spaziergang zur Lasallestraße und an der Ecke mal das 360 Grad „Panorama“ zu genießen, hier könnt ihr die ganze Vielfalt Erfurts an einem Ort entdecken. Die Krämpfervorstadt mit ihren schönen alten Straßen zu durchschlendern, coole Graffitis zu suchen – die es in Erfurt an vielen Ecken gibt. Mehr dazu findet ihr hier https://ungleich-magazin.de/2021/01/19/wandel-nostalgie-eine-laudatio-auf-die-krampfervorstadt/. 

Flutgraben  

Wer in der Krämpfervorstadt, oder in der Altstadt an der Grenze zur Krämpfer, wohnt, erblickt ihn oft – den Flutgraben. Dicht bewachsen und doch mittendrin. Wagt doch mal den Abstieg in die Wildnis, die sich durch die Innenstadt zieht und die Stauffenberg-Allee begleitet. Relativ sichere Stufen, die euch zum Flutgraben bringen, findet ihr an der Brücke Trommsdorffstraße. Der Flutgraben eröffnet neue Perspektiven, vielleicht auch im Hausarbeiten- oder Coronablues.  

Mit der Straßenbahn erreichbar: 

Johannes-Tal-Klinikum  

Wenn ihr euch doch wieder in den Luisenpark verirrt habt, weil er einfach schön und nah ist, dann lauft doch die Gothaer Straße noch weiter hoch bis zum Landesfunkhaus (also MDR und KiKA). Da steht nämlich der Wallfahrtsort für Fans des deutschen Vorabends, das Johannes-Tal-Klinikum. Die kleine Schwester der Sachsenklinik ist Schauplatz von Vorabenddramen, die aber innerhalb von etwa 45 Minuten gelöst werden können. Wen ein Selfie vor dem Johannes-Tal-Klinikum für Oma nicht überzeugt, euch sei gesagt, auch Schloss Einstein wurde und wird hier gedreht. Also macht einen Ausflug zu der Schule, auf die wir alle doch irgendwann mal gehen wollten.  

Hauptfriedhof  

Hauptfriedhof, das habe ich schon so oft auf der Straßenbahnlinie 4 gelesen, selten hat es mir Freude bereitet. Denn meistens stand ich am Anger und habe ungeduldig auf die 3 oder die 6 gewartet, weil ich wieder mal spät dran war für die Uni. Tja, gefühlt schon lange her. Doch zurück zum Hauptfriedhof: Ab geht’s mit der Linie 4 am Bundesarbeitsgericht vorbei. Über den Hauptfriedhof lässt es sich ruhig, wirklich entspannt und schön spazieren, dabei gilt es natürlich sich der Bedeutung des Ortes bewusst zu sein. Euch wird ein weitläufiges Gelände, in Terrassen angelegt, geboten. Zu bestaunen gibt es viele wunderschöne alte Bäume und verschiedene imposante Ehrenhaine, die uns daran erinnern, dass wir trotz Pandemie in einer sehr guten Zeit mit vielen Privilegien leben.  

Der Riesenring  

Dass es in Erfurt Kunst auch am Rand der Stadt gibt, weiß, wer schon Kontakt mit Kunststudierenden hatte. Mich lockte der Riesenring. Also ab mit der Linie 3 bis zur Haltestelle Katholisches Krankenhaus. Das Kunstwerk befindet sich auf der Einfahrt des Parkplatzes. Als ich dann davorstand, muss ich zugeben, es ist ein großer Ring aus Metall, nicht mehr und nicht weniger. Ein cooles Fotomotiv ist er auf alle Fälle, aber mehr als fünf Minuten (inklusive Fotos schießen aus verschiedenen Perspektiven) müssen für ihn nicht eingeplant werden. Auf dem Rückweg zur Haltestelle lohnt sich allerdings ein Schlenker nach rechts, über die Hügel inmitten der Siedlung. Gerade mit Schnee wirklich schön. Spazieren, Schneeballschlachten oder mit alten Plastiktüten die Hügel runterrutschen – alles möglich. Zusammenfassend: Ein Fotografier-Spazier-Ausflug, bei dem ihr noch eine Ecke von Erfurt kennenlernen könnt, die sonst nicht so in den Radius von Studierenden fällt. In Insiderkreisen wird die Gegend, auf Grund der Dichte von IT- und Tech-Firmen, als das Erfurter Silicon Valley tituliert. 

Steigerwald  

Von der Haltestelle Thüringenhalle ist es nicht weit in den Steigerwald. Einfach auf die Bäume zu gelaufen und bald befindet ihr euch in Erfurts Stadtwald. Ein bisschen Thüringer Wald in der Landeshauptstadt. Hier kann es sich lohnen, etwas vom rechten Weg abzukommen, so könnt ihr lost places entdecken, in andere Zeiten und Welten abtauchen.  

Was ihr mit dem Auto entdecken könnt: 

Schloss Molsdorf  

Hallo Sonntagsausflug, hallo Spießigkeit. Schloss Molsdorf, oft gehört oder gelesen und noch nie da gewesen? Das kann jetzt geändert werden. Setzt euch ins Auto oder schwingt euch auf’s Rad und fahrt hinter’m Luisenpark immer weiter. Der Weg nach Molsdorf ist schon wirklich nett und Molsdorf ein kleines süßes Dorf. Das Schloss erinnert etwas an ein englisches Anwesen. Der Park, in dem zwar momentan die Skulpturen in Holzkisten eingepackt sind, wirkt sehr entspannend. Der Teich mit Schilf, ein kleiner Bach und die Kirche in unmittelbarer Nähe unterstreichen das englische Flair. Eine gute Abwechslung in der Prüfungsphase und macht Lust darauf, zu entdecken wie die Parkanlage in, wortwörtlicher, voller Blüte aussieht. 

Drei Gleichen  

Die Drei Gleichen – Burgenspaß kurz vor, hinter oder neben Erfurt – kommt auf die Perspektive an. Diese monumentalen Prachtbauten wurden schließlich schon von Ed Sheeran besungen in Castle on the hill, vermutlich. Mehr dazu gibt’s hier https://ungleich-magazin.de/2020/03/04/ein-ausflug-zu-den-drei-ungleichen/

Denkt an die Gastronom:innen und an eure Psyche 

Je nachdem, von wo ihr den jeweiligen Ausflug startet, denkt bitte daran, dass die Erfurter Cafés unsere Unterstützung immer noch gut gebrauchen können. Wenn ihr euch mit Proviant ausstatten wollt, wäre es super, das im Hinterkopf zu haben. 

Die Pandemie wirkt sich auf alle Bereiche unseres Lebens aus, vor unserer Psyche macht sie ebenfalls nicht Halt. Für den Fall, dass Gespräche mit Freund:innen und eure Strategien zum Umgang mit der aktuellen Situation nicht mehr helfen, hier ein paar Vorschläge für Anlaufpunkte. Da wäre die Instaseite dasklemmbrett. Viele verbringen jetzt mehr Zeit denn je auf Instagram, deshalb ist dieses Profil schnell aufgerufen. Die psycho-soziale Beratung der Uni kann auch eine Hilfe sein, ganz unverbindlich und kostenlos. Kontakt könnt ihr ganz einfach per Mail (psb-erfurt@stw-thueringen.de) aufnehmen. Die Diakonie Erfurt bietet Einiges im Bereich Beratung, unter anderem eine Telefonseelsorge, die ihr unter 08001110111 erreicht. Infos zur psychiatrischen Institutsambulanz des Helios (wann, wo, wie ihr Hilfe bekommen könnt) findet ihr hier

In den kommenden Wochen wird sich die Situation wahrscheinlich nicht großartig ändern. Also bevor der nächste Ausflug, als Highlight der Woche, wieder an die üblichen Orte geht, checkt doch mal diese Plätze aus. Und habt keine Scheu Hilfsmöglichkeiten wahr zu nehmen, wenn ihr merkt, dass ihr strugglet. Bleibt gesund und sicher.  

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